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Virtuelles Mikroskop mit weltweit größter frei verfügbarer Sammlung biologischer Präparate

An der Universität Duisburg-Essen ist etwas weltweit Einzigartiges entstanden: ein frei verfügbares digitales Mikroskop mit fast 400 von überall her abrufbaren Präparaten. Die Idee dazu hatte Dr. Michael Kloster, der mit unfassbarem Ehrgeiz und Engagement UDE BioSLiDES möglich gemacht und einen ganz besonderen Werdegang hat.

DAS MATERIAL

Wer vom heimischen Schreibtisch aus ein Pantoffeltierchen unter die Lupe nehmen möchte, ist bei UDE BioSLiDES genau richtig. Im Webbrowser können einfach und kostenfrei digitale mikroskopische Präparate von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen untersucht werden. Das virtuelle Mikroskop enthält dabei alle Bedienelemente und Funktionen eines herkömmlichen Licht-Mikroskops. Die Präparate können sogar in der Tiefe über eine Vielzahl unterschiedlicher Fokusebenen betrachtet werden, was ein besonders realitätsnahes Mikroskopie-Erlebnis ermöglicht. UDE BioSLiDES ist kostenfrei nutzbar, und die digitalen Präparate stehen als OER in verschiedenen Formaten unter freier CC-Lizenz für die beliebige Nutzung und Nachnutzung zur Verfügung. In dieser Kombination von Technik, Inhalten und Lizenz ist UDE BioSLiDES weltweit einzigartig.

ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Die Idee zu UDE BioSLiDES entstand während der Corona-Pandemie. Dr. Michael Kloster von der Universität Duisburg-Essen, der eigentlich Übungen zur Botanischen Mikroskopie geleitet hätte, versuchte mithilfe eines Slidescanning-Mikroskops (im Bild) verschiedene Präparate zu digitalisieren. Das Wissen hierfür war vorhanden, für die Online-Darstellung griff er zunächst noch auf ein externes System zurück. Da dieses vor allem für Forschungszwecke und weniger für die Lehre konzipiert war, entschied Dr. Kloster sich, selbst tätig zu werden. Dabei kam ihm seine berufliche Vergangenheit als Softwareentwickler zugute, und in unzähligen Stunden programmierte er eine eigene Viewer-Lösung: UDE BioSLiDES war geboren. Seitdem hat er fast 400 Präparate eigenständig gescannt und in die digitale Datenbank eingepflegt – von der Kieselalge, über das Kleinhirn eines menschlichen Embryos bis hin zum Chinesischen Hamster. Für ein Präparat investiert Dr. Kloster dabei mehrere Stunden Arbeit.

Die Präparate werden mithilfe des Mikroskops eingescannt und müssen dann in die digitale Datenbank eingepflegt werden.

ZIELSETZUNG

Das virtuelle Mikroskop wird sowohl an Schulen als auch an Hochschulen eingesetzt. Dabei soll es das Mikroskopieren nicht ersetzen, sondern sinnvoll ergänzen. Biologie-Studierende zum Beispiel nutzen UDE BioSLiDES zur Vor- und Nachbereitung von Laborpraktika-Stunden und Vorlesungsinhalten. Durch die einfachen digitalen Nutzungsmöglichkeiten können sie von zu Hause, in der Bibliothek oder sogar in der Bahn virtuell mikroskopieren – ganz ohne Mikroskop und Präparat. Für Schülerinnen und Schüler bietet sich UDE BioSLiDES genauso an: Oft sind die Biologie-Stunden, in denen mikroskopiert wird, ganz besondere. Durch Aufbau, Erklärungen, Abbau und mehr bleibt meist nur wenig Zeit am Mikroskop selbst. Lehrerinnen und Lehrer können das virtuelle Mikroskop in diesem Fall zur sinnvollen Unterstützung ihrer Lehrveranstaltung einsetzen. Die Präparate weisen eine erstaunliche Detailgenauigkeit (bis zu 500 Mrd. Pixel mit einer Größe von einem Zehntausendstel Millimeter) auf – keine Abbildung in einem herkömmlichen Lehrbuch kann da mithalten. Dazu sind je nach Präparat bis zu 100 verschiedene Fokusebenen anwählbar. Das eignet sich perfekt zum Beispiel für Gruppenarbeiten, bei denen zwar am gleichen Präparat virtuell mikroskopiert werden, aber jeder eine andere Stelle unter die Lupe nehmen kann. In vielen Präparaten sind bereits wichtige anatomische Strukturen markiert und beschrieben, zudem können die Bilddaten in verschiedenen Formaten heruntergeladen und so auch außerhalb von UDE BioSLiDES weiterverwendet werden.

UDE BIOSLiDES Einsatzbereiche

UDE BioSLiDES wird bereits vielfältig in der Lehre an Schulen und Hochschulen eingesetzt.

Michael Kloster im Labor

ERSTELLER

UDE BioSLiDES ist weltweit einzigartig, und möglich gemacht hat das Dr. Michael Kloster. Er ist promovierter Biologe mit langjähriger Erfahrung in der Softwareentwicklung – die perfekte Mischung, um ein Projekt wie UDE BioSLiDES auf die Beine zu stellen. Seit fünf Jahren ist Dr. Kloster Teil der Arbeitsgruppe Phykologie an der Universität Duisburg-Essen, seit mehr als zehn Jahren widmet er sich der Entwicklung digitaler und automatisierter bildbasierter Analysemethoden für mikroskopisch kleine Kieselalgen.

PERSÖNLICHE NUTZUNGSEMPFEHLUNG

Dr. Michael Kloster: „Die Untersuchung mit dem Lichtmikroskop gehört zu den unverzichtbaren Techniken in Biologie und Medizin, erfordert aber teure Geräte und großen Aufwand. Mit UDE BioSLiDES lassen sich Mikrowelten jetzt problemlos digital erkunden – hochaufgelöst, mit hochwertigen Präparaten und genauso wie am echten Mikroskop. Als frei verfügbares Angebote gibt es meines Wissens nichts Vergleichbares auf der Welt.“

Schon gewusst? BioSLiDES finden Sie auch in unserer OER-Bibliothek als Themenfenster.

Wie kann mir KI bei der Nutzung und Anpassung von Lehrmaterialien helfen? – Video mit Prof. Paaßen

In diesem Semester widmet sich der Open Resources Campus NRW in besonderem Maße dem Thema „Künstliche Intelligenz in Studium und Lehre“. Unter dem Motto „KI-Kompetenzen stärken mit ORCA.nrw“ bietet das Landesportal für Studium und Lehre neben einer Reihe von Vorträgen und Workshops auch eine Videoreihe an, in der Experten aus dem Bereich KI konkrete Anwendungsszenarien aus dem Hochschulalltag erklären und ihre Erfahrungen, Tipps und Tricks weitergeben.

Im ersten Video des Formats „Könnt Ihr schon?“ erklärte Prof. Dr. Benjamin Paaßen von der Universität Bielefeld, wie KI bei der Erstellung von Lehrmaterialien helfen kann. Darauf baut die neue Folge auf, in der Prof. Paaßen erläutert, inwieweit Künstliche Intelligenz auch bei der Sichtbarmachung eigener sowie der Nutzung und Anpassung fremder Lehrmaterialien unterstützen kann.

Bereits im vergangenen Jahr hat ORCA.nrw mithilfe von KI-Experten aus Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus eine zehnteilige Videoserie produziert und veröffentlicht. Bei „Kennt Ihr schon?“ ging es beispielsweise um rechtliche Grundlagen sowie Potenziale und Risiken von KI in Bezug auf OER. Alle Videos sind noch hier abrufbar.

Standardisierung, weniger Präsenzlehre und Prämien – spannende Diskussion über OER-Anreize

Der kompetente Umgang mit Daten ist in medizinischen Berufen enorm wichtig. Im Projekt DIM.RUHR werden daher OER entwickelt, die zur Fortbildung in diesem Bereich im Gesundheitswesen eingesetzt werden können. Auf der ORCA.nrw-Tagung nutzten die Projektmitglieder Anne Mainz (Universität Witten/Herdecke), Vera Weirauch und Tom Strube (beide Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik) sowie Dr. Andreas Meißner (ORCA.nrw) die Gelegenheit, im Rahmen eines zweieinhalbstündigen Workshops über folgende Fragen zu diskutieren: „Welchen Mehrwert bringen OER? Und wie passen OER in das Hochschul- und Bildungsökosystem?“. Hier fassen sie ihre Erfahrungen und Erkenntnisse zusammen.

Gastbeitrag von Vera Weirauch und Tom Strube aus dem Projekt DIM.RUHR

Im Rahmen des OER-Festivals in Essen fand ein inspirierender Workshop statt, organisiert vom Projektteam DIM.RUHR. Ziel war es, OER-Neulingen die vielfältigen Möglichkeiten der OER-Community näherzubringen und Experten zusammenzubringen, um Lösungen für die Herausforderungen im deutschen Hochschulbildungssystem zu erarbeiten.

Der Workshop begann mit einem fesselnden Vortrag von Andreas, der die Erfolgsgeschichten von OER aus anderen Ländern präsentierte. Diese Beispiele zeigten eindrucksvoll das Potenzial, das OER für die deutsche Hochschulbildung bieten kann. Die Vorteile – von der Verbesserung des Zugangs zu Bildungsressourcen bis hin zur Förderung einer aktiven Lehr- und Lernkultur – wurden klar herausgestellt und weckten das Interesse der Teilnehmer. In der anschließenden Vorstellungsrunde trafen unterschiedliche Perspektiven aufeinander: Einige Teilnehmer waren enthusiastisch und voller Ideen, während andere durch frühere Erfahrungen skeptisch gegenüber OER eingestellt waren. Besonders bemerkenswert war die Anwesenheit von Verantwortlichen für OER aus verschiedenen Bundesländern, die wertvolle Einblicke in die praktischen Herausforderungen und Erfolge ihrer Arbeit gaben.

Nach der ersten Kennenlernphase wurden die Teilnehmer ermutigt, die gesammelten Skepsis-Impulse in konstruktive Diskussionen umzuwandeln. Gemeinsam identifizierten sie die Mehrwerte von OER und erarbeiteten in einem kreativen World Café Hürden und erste Lösungsansätze zu vier Szenarien, die verschiedene Herausforderungen darstellen. Somit sollten die vorher benannten Mehrwerte greifbar werden. Diese Gruppenarbeit wurde als positiv und bestärkend wahrgenommen und half, Probleme klar zu benennen und Lösungsansätze zu formulieren. Ein zentrales Thema war die Finanzierungsproblematik für Hochschullehrer bei der Erstellung von OER. Die Teilnehmer diskutierten auch die Notwendigkeit einer regulierten Qualitätssicherung und die fehlende Bereitschaft, Materialien zu teilen. Diese Herausforderungen wurden als zentrale Hürden identifiziert, die es zu überwinden gilt, um OER erfolgreich in die Hochschulbildung zu integrieren.

Ein konkreter Lösungsansatz war die Reduzierung der Präsenzlehre, um den Lehrenden mehr Zeit für die Erstellung von OER zu geben. Zudem wurde ein kontrolliertes Austauschnetzwerks zwischen Hochschulen vorgeschlagen, um die Entwicklung und Verbreitung von OER zu fördern. Die Standardisierung von Lehrmaterialien wurde ebenfalls als vielversprechender Schritt diskutiert, um eine einheitliche Ressourcennutzung zu ermöglichen. Ein besonders kreativer Vorschlag war die Einführung finanzieller Prämien für die Erstellung hochwertiger OER – ähnlich dem Anreizsystem von Torprämien im Profifußball. Diese Idee stieß auf reges Interesse, jedoch wurden auch die bestehenden Qualitätsstandards der Hochschul-OER kritisch hinterfragt.

Die Gespräche verdeutlichten auch eine gewisse Frustration über die Rolle der nationalen Regierung in Bezug auf die Unterstützung und Integration von OER in die Hochschulbildung. Viele Teilnehmer wünschten sich stärkere politische Anreize für die Erstellung und den Austausch von OER. Insgesamt zeigte der Workshop, dass die Gruppe sich in einer kritischen Auseinandersetzung mit OER im Hochschulbildungssektor befindet. Erste Lösungsansätze wurden entwickelt, und die Teilnehmer erkannten die Notwendigkeit von Rahmenbedingungen, die die Integration von OER in den Arbeitsalltag erleichtern. Die positive Moderation und die problemorientierte Herangehensweise trugen zu einem erfolgreichen Austausch bei. Die Teilnehmer gingen mit neuen Ideen und einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl nach Hause, bereit, die Herausforderungen im OER-Bereich anzugehen.

Dieser Workshop war nicht nur ein Schritt in Richtung einer besseren OER-Integration, sondern auch eine Einladung an alle, sich aktiv an dem nächsten OER-Festival zu beteiligen und gemeinsam die Zukunft der Hochschulbildung zu gestalten!

Mehr zum Projekt DIM.RUHR, an dem auch ORCA.nrw beteiligt ist, finden Sie hier.

Im Video: Impressionen zur ORCA.nrw-Tagung 2024

Über 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden den Weg in den Ruhrturm nach Essen, um sich bei der ORCA.nrw-Tagung auszutauschen. Wir waren mit der Kamera dabei und haben Impressionen und Stimmen vom Tag eingefangen.

ORCA.nrw-Tagung: Inspirierende Einblicke und Gelegenheit zur Vernetzung

Volles Haus im Ruhrturm in Essen: 160 Teilnehmerinnen und Teilnehmer fanden sich dort zur dritten offiziellen ORCA.nrw- Tagung unter dem Motto „Hochschullehre inspirierend und verbindend“ ein. Die Veranstaltung bot eine Plattform für den Austausch und die Vernetzung rund um das Thema offene Bildungsressourcen (OER) und gute Hochschullehre. Ausgerichtet wurde die Tagung erneut von ORCA.nrw sowie dem Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, gefördert wurde sie vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen (MKW). In diesem Jahr war außerdem das OERcamp mit im Boot: Die ORCA.nrw Tagung fand statt im Rahmen des OER-Festivals. 

Der Tag begann um 09:00 Uhr mit einem Begrüßungskaffee, der den Teilnehmenden die Möglichkeit bot, erste Kontakte zu knüpfen und sich auf die bevorstehenden Sessions einzustimmen. Um 09:30 Uhr eröffnete Bettina Jorzik vom Stifterverband die Tagung mit einem Grußwort, in dem sie die Bedeutung von OER für die Hochschullehre hervorhob.

Im Anschluss daran starteten die fünf parallelen Sessions, die eine Vielzahl von Themen abdeckten. Von der sinnvollen Nutzung von KI für OER über die Automatisierung und Personalisierung interaktiver Lernbücher bis hin zu Forschungsdatenmanagement und der Evaluation digitaler Lerneinheiten – die Beiträge aus der Community waren vielfältig und inspirierend.

Nach einer Mittagspause, die Raum für weitere Gespräche und Vernetzung bot, ging es am Nachmittag mit vier parallelen Sessions weiter. Erneut standen verschiedenste Themen im Fokus, darunter die Professionalisierung der OER-Community in der Grundschulpädagogik und die inklusive Biologielehrkräftebildung. Großen Anklang fand auch das Angebot der ORCA.nrw-Rechtsinformationsstelle.

Die ORCA.nrw Tagung endete um 16 Uhr mit einem nahtlosen Übergang zum sich anschließenden OERcamp: Moderator PD Dr. Markus Deimann übergab die OER-Fackel an den Moderator des OERcamps, Frank Homp.

PD Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer von ORCA.nrw: „Ein besonderer Dank gilt dem Stifterverband und dem Team des OERcamps für die hervorragende Zusammenarbeit bei der Organisation und Durchführung unserer Tagung. Auch den Teilnehmenden, die mit ihrem Input die Tagung so erst ermöglicht haben, möchten wir sehr herzlich danken. Wir freuen uns bereits auf die nächste ORCA.nrw-Tagung!“

In Kürze finden Sie weitere Inhalte und Fotos zur ORCA.nrw-Tagung 2024 auf dieser Seite.

Von Studierenden für Studierende: positive Resonanz auf TikTok-Kampagne von ORCA.nrw

Studierenden einen starken Start ins Studium zu ermöglichen, ist eine der Kernaufgaben von ORCA.nrw. Um unsere zahlreichen Angebote in der Zielgruppe bekannter zu machen, haben wir pünktlich zum Beginn des Wintersemesters eine neue Digital-Kampagne gestartet.

Dabei arbeiten wir mit Studierenden zusammen, die unsere Angebote zum Studieneinstieg selbst getestet und für sinnvoll erachtet haben. Ihre Erfahrungen und Empfehlungen teilen sie dann auf ihrem eigenen TikTok-Kanal. So sind seit Anfang Oktober bereits über 30 Clips oder Slideshows entstanden, die auf ORCA.nrw und seine Angebote hinweisen. Bis Mitte Dezember sollen knapp 30 weitere Inhalte folgen.

TikTok ist eine Social-Media-Plattform, auf der vor allem kurze Videos im Fokus stehen. Gerade bei der jungen Zielgruppe – Schülerinnen und Schüler sowie Studierende – ist TikTok enorm beliebt und verbreitet, entsprechend interessant ist die Plattform auch für uns als Landesportal für Studium und Lehre. Um ein Höchstmaß an Authentizität sicherzustellen, setzen wir im ersten Schritt auf die Zusammenarbeit mit echten Studierenden, die Inhalte über ORCA.nrw selbst erstellen und auf ihrem Kanal verbreiten, und haben keinen eigenen Kanal veröffentlicht.

Über 100.000 Aufrufe in der ersten Woche

Das Zwischenfazit fällt durchweg positiv aus: Bereits in der ersten Woche sind die TikTok-Inhalte über 100.000 Mal aufgerufen worden und die Zugriffszahlen auf die ORCA.nrw-Website signifikant gestiegen. Und auch die Rückmeldungen aus der Community sind erfreulich. Hier eine Übersicht:

Unter dem Slogan „Starker Start ins Studium“ bietet ORCA.nrw für Studienanfänger und Studieninteressierte zahlreiche Online-Tests und -Kurse in den Bereichen Mathematik, Sprach- und Textverständnis sowie Motivation und Lernstrategien an. Darüber hinaus erhalten Studierende bei uns persönliche Unterstützung in Form eines Mathe-Helpdesks oder einer telefonischen Sprachberatung.

Kommunikation als wichtiger Baustein im Medizinstudium – eKommMed.nrw

Von der Anamnese bis zum Überbringen einer Krebsdiagnose – Kommunikation spielt in der Medizin in vielen Bereichen eine starke Rolle. Im Projekt eKommMed.nrw werden an sieben Hochschulen in NRW Materialien entwickelt, die Studierende bestmöglich auf Szenarien in ihrem späteren Berufsleben vorbereiten. In Kürze werden sie auf ORCA.nrw abrufbar sein.

Bernd Reuber führt ein glückliches Leben. Nach seiner Arbeit als Steuerfachangestellter werkelt der 52-Jährige gerne mit seiner Frau Andrea im Garten oder verbringt Zeit mit seinen Kindern. Fußball ist das gemeinsame Hobby von ihm und Sohn Leander (9). Wenn die beiden spielen, steht Bernd Reuber oft im Tor. Er mag, was er sich mit seiner Familie zusammen aufgebaut hat, und ahnt nicht, dass schon bald eine schwere Zeit auf ihn und seine Liebsten zukommen wird.

Ein paar Tage später, einige Kilometer entfernt, grübelt Prof. Matthias Lutterbeck. Er ist Chefarzt im Klinikum, und sein Terminplan ist straff. Fürs Mittagessen mit dem Kollegen reicht die Zeit leider nicht, in 20 Minuten wartet ein Patient auf ihn. „Es könnte ein schwieriges Gespräch werden“, denkt Prof. Lutterbeck, „der Mann ist noch recht jung, und ich muss ihm die Diagnose Darmkrebs überbringen“. Der Patient, der vor seiner Tür wartet, ist Bernd Reuber.


Was wie ein reales Szenario klingt, ist eines von zahlreichen Fallbeispielen aus dem Projekt eKommMed.nrw. Sieben Hochschulen in Nordrhein-Westfalen erstellen darin zusammen seit April 2022 E-Learning-Ressourcen für eine kompetenzorientierte Kommunikationsausbildung im Gesundheitswesen in NRW (kurz: eKommMed.nrw). „Kommunikation ist in vielen Bereichen in der Medizin wichtig“, sagt Projektleiter Prof. Sven Benson von der Universität Duisburg-Essen (UDE): „Sie ist die Basis für gute Behandlungsabläufe, die Zufriedenheit von Patienten und Mitarbeitern sowie die Wirksamkeit von Therapien.“ Entsprechend erforderlich ist es, im Studium die Kommunikationskompetenzen der angehenden Medizinerinnen und Mediziner zu schulen. Eine Diagnose fachlich zu stellen ist schließlich nicht dasselbe wie sie persönlich zu überbringen.

Ausprobieren, um Schlüsse zu ziehen

Der gesamte eKommMed.nrw-Kurs untergliedert sich in sieben Module. In drei Begleitmodulen geht es um Grundlagen der Kommunikation, Beziehungsaufbau und diversitätssensible Kommunikation, die vier Anwendungsmodule behandeln die Themenfelder Anamnese, Überbringen schlechter Nachrichten, Kommunikation im Team und telemedizinische Kommunikation. Viele Inhalte – wie zum Beispiel zu den Grundlagen oder der Kommunikation im Team – richten sich dabei nicht ausschließlich an Lehrende und Studierende der Medizin, sondern „sind sicher für alle mit medizinischem Kontext – zum Beispiel aus dem Bereich Soziale Arbeit oder Psychologie – interessant“, sagt Benson.

Das Fallbeispiel von Herrn Reuber ist Teil des Moduls „Überbringen schlechter Nachrichten“. In diesem Szenario wird in einem gut dreiminütigen Video zunächst der Patient vorgestellt, im Anschluss ein Video mit den Gedanken des Arztes vor dem Patientenkontakt abgespielt. Und dann wird es interaktiv: Das nächste Video zeigt das 20-minütige Gespräch zwischen Prof. Lutterbeck und Herrn Reuber. Regelmäßig wird es pausiert, und Studierende erhalten gezielte Fragestellungen, um den Verlauf zu reflektieren. Dabei können sie auf unterstützende Materialien wie eine Checkliste zur Gesprächsvorbereitung zurückgreifen. Es wartet dann ein Video, in dem Herr Reuber seinen Eindruck vom Gespräch schildert, das Modul schließt mit weiteren Reflexionsfragen. In anderen Modulen können Studierende beispielsweise in einer Videopause selbst entscheiden, wie es weitergehen soll. „So kann ich mich zu Hause ausprobieren und bewusst mal einen negativen Gesprächsverlauf erleben, um meine Schlüsse daraus zu ziehen – und ohne dass dies zulasten des Patienten geht“, erklärt Prof. Benson.

Prof. Dr. Sven Benson

Eine Sache ist ihm dabei wichtig: „Die Kommunikationsausbildung soll durch unser Projekt nicht ins Internet verlagert werden – ganz im Gegenteil. Kommunikation hat schon jetzt einen hohen Stellenwert in der medizinischen Ausbildung. Wir wollen keine Revolution, sondern eKommMed.nrw soll unterstützen und die Möglichkeiten in der Lehre erweitern.“ Benson selbst weiß, wovon er spricht. Weit vor seiner Zeit als Professor für Didaktik in der Medizin absolvierte er eine Ausbildung als Krankenpfleger und kann sich gut an Visiten erinnern, in denen Oberärzte mit Kolleginnen und Kollegen um ein Patientenbett herumstanden und in Anwesenheit des Patienten nur über ihn statt mit ihm gesprochen haben. „Dabei sind es oft Kleinigkeiten, die es braucht, um Vertrauen aufzubauen. Es kann schon entscheidend sein, ob der Arzt oder die Ärztin auf mich zukommt, sich vorstellt, die Hand gibt und anbietet, dass man sich bei Fragen jederzeit melden könne. Das sind 30 Sekunden, und der Patient oder die Patientin ist schon ganz anders eingebunden“, sagt Benson.

Seit seiner Zeit als Psychologie-Student faszinierte ihn unter anderem die Placebo-Forschung im medizinischen Bereich. Benson: „Studien zeigen, dass Schmerzmittel besser wirken, wenn ich die Anwendung vernünftig erkläre als sie unkommentiert zu verabreichen. Obwohl pharmakologisch beides Mal die Lage gleich ist, kann Kommunikation bei neurobiologischen Prozessen viel ausmachen.“  Entsprechend froh ist er, sich bei eKommMed.nrw mit seinen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Hochschulen in NRW mit dem Thema Kommunikation in der Medizin auseinanderzusetzen.

Intensiver Austausch zwischen den Hochschulen

Schon vor dem Projektstart pflegten die Hochschulen im Netzwerk der Medizinischen Fakultäten in NRW (KommMedNRW) einen guten Austausch, durch die Förderung im Rahmen der OERContent.nrw-Förderlinie ist dieser nun noch enger geworden. „Wir sind räumlich so nah beieinander und haben ähnliche Aufgaben, da macht es Sinn, sich gegenseitig zu unterstützen“, sagt Benson und schwärmt: „Ich kann die Zusammenarbeit nur loben, wir hatten im Projekt vom ersten Tag an eine vertrauensvolles Atmosphäre, die das Arbeiten leicht macht.“ Neben der UDE sind die Universität Bielefeld, Ruhr-Universität Bochum, Universität zu Köln, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf sowie die Universität Münster beteiligt. Nach über zwei Jahren intensiver Arbeit werden die Ergebnisse in Kürze veröffentlicht und als Open Educational Resources über das Landesportal ORCA.nrw abrufbar sein.

Dann wissen Lehrende und Studierende aus NRW und außerhalb auch, wie es mit Herrn Reuber weitergeht. Prof. Lutterbeck hat ihm im Gespräch nämlich nicht nur die Diagnose mitgeteilt, die beiden haben gemeinsam auch schon über einen individuellen Behandlungsplan für Herrn Reuber gesprochen. Es wird nicht ihre letzte Kommunikation gewesen sein.

Abi-Messe: Großes Interesse an den Angeboten zum Studieneinstieg von ORCA.nrw

Unter dem Motto „Starker Start ins Studium“ war das Landesportal ORCA.nrw auf der „ABI Zukunft“ in der Essener Grugahalle vertreten. Schülerinnen und Schüler sowie Studieninteressierte aus NRW und darüber hinaus informierten sich auf der renommierten Messe über die umfassenden Unterstützungsangebote zum Studieneinstieg von ORCA.nrw.

Besonderen Anklang bei den vielen Interessenten fanden die Online-Selbsttests und -Kurse in den Bereichen Mathematik sowie Sprach- und Textverständnis. Wer zum Beispiel vor dem Studienbeginn ein Schul-Mathematik auffrischen oder sich auf die sprachlichen Herausforderungen an einer Hochschule – zum Beispiel das Verstehen oder Verfassen wissenschaftlicher Texte – vorbereiten will, findet bei ORCA.nrw die entsprechenden Angebote.

ORCA.nrw stärkt Profil als landesweiter Dienstleister für digital gestütztes Lehren und Lernen  

Der Open Resources Campus NRW (ORCA.nrw) hat in den letzten Monaten eine Reihe von Maßnahmen zur Profilschärfung und Konturierung seiner Angebote umgesetzt. Diese sind von nun an über die umfassend überarbeiteten Webseiten www.orca.nrw zugänglich, die das Portal einladender und niedrigschwelliger zugänglich machen. Damit profiliert sich ORCA.nrw als zentraler Dienstleister für digital gestütztes Lehren und Lernen an nordrhein-westfälischen Hochschulen.

Zukünftig sind die Angebote des Portals drei trennscharf definierten Säulen – Grundversorgung mit OER, Vernetzung der nordrhein-westfälischen Hochschulen und Unterstützung des Studieneinstiegs – zugeordnet. „Als gemeinsame Betriebseinheit von 37 öffentlich-rechtlichen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen ist unser Anspruch, Leistungen bereitzustellen, die in den Hochschulen relevant und nachgefragt sind. Innerhalb dieser drei Säulen unterbreiten wir klar definierte Angebote, die zur Lösung konkreter Probleme beitragen werden“, sagt Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer des Portals.

Säule 1: OER für die Hochschulen in NRW

In Säule 1 (Grundversorgung mit OER) stellt das Portal Lehrenden der nordrhein-westfälischen Hochschulen einen zentralen Zugang für die Publikation, den Austausch und die Bearbeitung von offen lizenzierten Lehrmaterialien, sog. Open Educational Resources (OER), zur Verfügung. Diese Materialien können kostenfrei genutzt und verändert werden, sodass sie passgenau für konkrete Lehrveranstaltungen konfiguriert werden können. Der fachübergreifend angelegte Materialpool speist sich neben „Materialspenden“ aus den Hochschulen vor allem auch aus Materialien, deren Erstellung vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gezielt gefördert wurde. So sind beispielweise in der Förderlinie OERContent.nrw in den Jahren 2019 bis 2022 insgesamt 27 Millionen Euro für die Erstellung offen lizenzierter Lehrmaterialien zur Verfügung gestellt worden.  

Die Grundidee ist, dass Lehrmaterialien, die ergänzt oder verändert wurden, anschließend wieder hochgeladen werden und der Materialpool so stetig wächst. Durch die frei nutzbaren Materialien kann die Hochschullehre variantenreicher werden und es lassen sich Zeitersparnisse in der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen erzielen. Zudem will ORCA.nrw eine Plattform bieten, auf der auch hochschulübergreifend an der Erstellung und Verbesserung von Lehrmaterialen gearbeitet werden kann, was letztlich die Qualität von Lehre und Studium erhöht. „So wollen wir dazu beitragen, dass in der Lehre an den NRW-Hochschulen die didaktischen Möglichkeiten einer digital geprägten Welt umfassend genutzt werden und die Studierenden die Lernziele ihrer Studiengänge noch besser erreichen können“, so Deimann. Beim Betrieb der dazu notwendigen technischen Infrastruktur kooperiert ORCA.nrw – bundesweit einmalig – mit der Technischen Informationsbibliothek Hannover und trägt so zur Realisierung länderübergreifender Synergiepotenziale bei.

Säule 2: Vernetzung von Lehrenden

In der zweiten Säule (Vernetzung) werden verschiedene Veranstaltungsformate zur Vernetzung von Lehrenden und lehrunterstützendem Personal, z. B. in Bibliotheken und Didaktikzentren  der NRW-Hochschulen, umgesetzt. Ziel ist zum einen, Communities von OER-Interessierten aus verschiedenen Fachrichtungen aufzubauen, um so die Hürden zum Erstellen und (Nach-) Nutzen von OER zu senken. Zum anderen werden, ohne unmittelbaren OER-Bezug, Dialogformate zur gemeinsamen Weiterentwicklung digital gestützter Lehre an den NRW-Hochschulen angeboten. Zudem engagiert sich ORCA.nrw auch in der Vernetzung mit Portalen für digital gestütztes Lehren und Lernen anderer Bundesländer, insbesondere im Rahmen des Kooperationsnetzwerk OER-förderliche Infrastrukturen und Dienste (KNOER).

Säule 3: Angebote für den Studieneinstieg

In Säule 3 („Starker Start ins Studium“) bietet ORCA.nrw Studienanfängerinnen und -anfängern einen Pool von qualitätsgesicherten Online-Kursen und Selbsttests, u. a. zu den Themen Mathematik, Sprach- und Textverständnis sowie Lernstrategien. Mit dieser Unterstützung beim Übergang von der Schule oder einer Berufstätigkeit zur Hochschule wird ein unmittelbarer Beitrag zur weiteren Absenkung von Abbruchquoten gerade in den ersten Hochschulsemestern geleistet. Dabei ist auch für eine persönliche Unterstützung gesorgt: Mathematische oder auf Sprach- und Textkompetenzen bezogene Fragen, die sich in Selbstlernkursen nicht beantworten lassen, können Studierende per Telefon oder Chat an fachlich versierte Tutorinnen und Tutoren richten.

Zu ORCA.nrw

Im Zuge der digitalen Transformation der Hochschullehre sind seit Anfang der 2000er-Jahre in mehreren Bundesländern zentrale Einrichtungen und Portale zur Unterstützung des digital unterstützten Lehrens und Lernens an Hochschulen entstanden. In Nordrhein-Westfalen (NRW) übernimmt diese Aufgabe das 2020 gegründete und 2021 eröffnete Landesportal „Open Resources Campus NRW“ (www.orca.nrw). Dieses ist als gemeinsame Betriebseinheit von 37 öffentlich-rechtlichen Hochschulen in Nordrhein-Westfalen organisiert und eng in die Kooperationsgemeinschaft Digitale Hochschule NRW (DH.NRW) eingebunden. Das Land NRW finanziert ORCA.nrw aus Mitteln seiner Digitalisierungsoffensive. In der an der Ruhr-Universität Bochum angesiedelten Geschäftsstelle arbeiten derzeit 15 fest angestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. ORCA.nrw entwickelt sein Serviceportfolio – ausgehend von den Bedarfen der nordrhein-westfälischen Hochschulen – kontinuierlich weiter.