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Dr. Alexandra Habicher: „Ich profitiere jeden Tag von OER“

Wir wollen wissen: Warum erstellen und nutzen Menschen OER? Dabei erhalten wir in diesem Format persönliche Einblicke und Anekdoten von ganz unterschiedlichen Akteurinnen und Akteuren. So auch von Dr. Alexandra Habicher, die das Team Digitale Lehre am Zentrum für LehrerInnenbildung der Universität zu Köln leitet und seit Jahren sehr aktives Mitglied im Universitätsverbund digiLL ist. Die 44-Jährige verrät im Interview unter anderem, dass OER ihre Arbeitsweise grundlegend verändert habe, welches Lernspiel sie oft einsetzt und welche Verbindungen für Sie durch OER erst möglich wurden.

 

Frau Habicher, warum sollte man OER nutzen und bereitstellen?

Dr. Alexandra Habicher: Für eine Bildungsinstitution ist in meinen Augen der Auftrag, den Zugang zu Bildung breit zu ermöglichen. Das nehmen wir bei digiLL sehr ernst. Das geht für mich sogar über die klassische Grundlage „öffentliches Geld, öffentliches Gut“ hinaus. Des Weiteren schaffen OER aber auch Verbindungen: Die Lizenzen laden per se schon dazu ein, Ideen zu verbinden, weil man sehr gut gemeinsam an Materialien arbeiten kann – übrigens sogar ohne sich persönlich zu kennen. Diese Zusammenarbeit und die sehr lebendige Community of Practice haben meine eigene Arbeit ganz nachhaltig verändert.

 

Wann haben Sie persönlich schon von OER profitiert?

Habicher: Ich profitiere wirklich jeden Tag von OER, weil sie meine Arbeit so sehr prägen. Zum einen, weil ich jeden Tag neue Materialien kennenlerne und zum anderen durch die stetig neuen Impulse, die ich als Rückmeldung auf das von uns im Team erstellte Material erhalte. Ganz konkret erinnere ich mich an einen aktuellen Moment: Es war ein Gespräch, in dem es um OER ging. Eine Kollegin aus einem ganz anderen Bereich an meiner Uni und ich haben dabei gemerkt, dass wir eine thematische Verbindung haben, die wir ohne die Auseinandersetzung mit OER gar nicht gesehen hätten. Das war sehr spannend. Jetzt arbeiten wir gemeinsam an einem Antrag, aus dem hoffentlich ein schönes Projekt zusammen wird. Solche Momente liebe ich.

 

Welches OER-Material ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Habicher: Bei unserer Arbeit sind Themen wie Künstliche Intelligenz, Algorithmizität und Big-Data-Literacy schon lange präsent, daher sind wir mich viele Materialien der Lernplattform KI-Campus sehr interessant. Ich schaue regelmäßig in das Angebot der Kolleginnen und Kollegen, wenn ich Material für meine Veranstaltungen zusammenstelle. Dabei habe ich schon sehr gerne und oft „Stadt, Land, Datenfluss“ eingesetzt. Es ist eine Art Lernspiel, um Schülerinnen und Schülern eine Einführung ins Thema Datenkompetenz zu geben.

 

Was wünschen Sie sich, wenn Sie Material veröffentlichen?

Habicher: Wissen, Ideen und Anregungen zugänglich zu machen, das ist am wichtigsten. Über OER können wir zusätzlich unsere spannenden Projekte und Expertise in die Welt bringen, und man kann sagen: OER machen Projekte wirklich bekannter. Ich erinnere mich gut an eines unserer allerersten digiLL-Projekte: MINTegration aus der Chemie-Didaktik. Die als OER zur Verfügung gestellten Materialien haben dazu beigetragen, dass das Projekt Reichweite bekam. Das hat uns natürlich sehr gefreut und gezeigt, was durch OER möglich ist. Darüber hinaus ist Wissen heutzutage sehr schnelllebig, deswegen ist mir wichtig zu betonen, dass wir nur als Gemeinschaft das Wissen aktuell halten können. Das geht durch Verbindungen, die erst durch die Arbeit mit OER entstehen, wunderbar.

 

Auf LinkedIn präsentiert Dr. Alexandra Habicher ihre „3 Gründe für OER“.

5/2023: Lehre verbindet NRW geht weiter

Was gibt’s Neues rund ums Landesportal ORCA.nrw? Im monatlichen Rückblick gibt’s wie gewohnt die Übersicht. Im Mai startete unter anderem die beliebte Veranstaltungsreihe „Lehre verbindet NRW“ in die nächste Runde, Geschäftsführer PD Dr. Markus Deimann referierte über ORCA.nrw und die länderübergreifende Zusammenarbeit beim Thema Open Educational Resources (OER) ging weiter voran.

 

„Lehre verbindet NRW“ wieder da

Das Warten hat endlich ein Ende: Die Reihe „Lehre verbindet NRW“ von HD@DH.nrw und ORCA.nrw geht mit vier Veranstaltungen weiter. Bereits im Mai fand der Vortrag zum Thema „Mit Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) durchs Studium“ statt, für die drei im Juni laufenden Veranstaltungen läuft aktuell noch die Anmeldung. Alle Links und Informationen gibt’s auf der Übersichts-Seite zu „Lehre verbindet NRW“.

 

Markus Deimann als Speaker unterwegs

PD Dr. Markus Deimann ist nicht nur Geschäftsführer des Landesportals ORCA.nrw, sondern auch als Speaker gefragt. Anfang Mai war Deimann zum einen beim Tag des Lehrens und Lernens der Universität zu Köln (UzK) zu Gast und sprach gemeinsam mit Prof. André Bresges vom Institut für Physikdidaktik der UzK über die Möglichkeiten von Künstlicher Intelligenz in Lehre und Forschung. Eine Woche später referierte Deimann dann zusammen mit seinem Kollegen Dr. Konrad Faber (beide Vorsitzende von KNOER) vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz auf der Online-Fachtagung von Twillo und dem Multimedia Kontor Hamburg. Das Thema dort lautete: Awareness und Anreizinstrumente für OER, die Präsentation ist hier einsehbar.

 

Twillo ab sofort Mitglied bei KNOER

Apropos KNOER: Das Kooperationsnetzwerk für OER-förderliche Infrastrukturen hat weiter Zuwachs erhalten. Wie in der dritten Mitgliederversammlung beschlossen wurde, tritt das niedersächsische OER-Portal „twillo“ dem länderübergreifenden Netzwerk bei. Damit sind nun Einrichtungen aus acht Bundesländern vertreten.

 

U:FF – alle Videos abrufbar

Über 600 Mal wurden die gestreamten Inhalte der ORCA.nrw-Bühne beim renommierten University:Future Festival live abgerufen, nun sind sie auch auf YouTube hochgeladen. Auf dem Kanal des Haupt-Veranstalters Hochschulforum Digitalisierung sind nicht nur alle Inhalte des gesamten Festivals verfügbar, sondern auch eine eigene Playlist mit den Inhalten der ORCA.nrw-Bühne. Insgesamt beinhaltet sie elf Videos – zu Themen wie „Visual Thinking“, neuen Lehr- und Lernräumen an der Hochschule und „Didaktische Perspektiven auf Learning Analytics“.

 

OER-Tipp des Monats: Das didaktische Sechseck

Regelmäßig stellen wir in der Rubrik „OER-Tipp des Monats“ ein besonderes auf ORCA.nrw abrufbares Material vor und beleuchten dabei auch die Entstehungsgeschichte und die Motivation der Erstellerinnen und Ersteller. Im Mai ging es um „Das didaktische Sechseck“, ein Legevideo, das unter anderem von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Service-Center für gutes Lehren und Lernen der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erstellt wurde.

MAI ’23: Das didaktische Sechseck

In der Rubrik „OER-Tipp des Monats“ wird an dieser Stelle regelmäßig eine besondere über ORCA.nrw abrufbare offene Bildungsressource vorgestellt. Dieses Mal geht es um ein Einzelmaterial, ein Video zum didaktischen Sechseck, das sehr vielschichtig eingesetzt werden kann. Der Grundstein dafür wurde im Green-Screen-Raum der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gelegt.

 

DAS MATERIAL

Das didaktische Sechseck dürfte vielen Lehrenden ein Begriff sein. Das Modell beleuchtet sechs unterschiedliche Dimensionen, die Einfluss auf eine Lehrveranstaltung haben. Im Juni 2022 hat das Team des Service-Center für gutes Lehren und Lernen (SeLL) der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) ein Legevideo erstellt, das das gesamte Modell sowie die einzelnen sechs Ecken (Rahmenbedingungen, Lehrende, Studierende, Lehrthema, Methodik der Vermittlung, Lehrziele) anschaulich erklärt. Praxisnahe Szenarien verdeutlichen dabei die wichtigen Punkte: So können unter Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Lehrveranstaltung zum Beispiel die Anzahl der Teilnehmer, der Ort und die Uhrzeit der Veranstaltung sowie der Zeitpunkt im Semester eine relevante Rolle spielen. Im gut vierminütigen Video werden so nach und nach visuell wie auditiv alle Dimensionen beleuchtet.

 

DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Das SeLL ist an der HHU in Düsseldorf für die hochschuldidaktische Weiterbildung der Lehrenden zuständig – entsprechend sind die Inhalte, die im Didaktischen Sechseck thematisiert werden, ein täglicher Begleiter. So kam im Team die Idee auf, eine kompakte und wiederverwertbare Darstellung des Sechsecks zu erstellen, die einmal zwar aufwendig produziert werden musste, dafür aber künftig vielseitig und ressourcenschonend eingesetzt werden kann. Mittlerweile ist das Video zum Beispiel eingebettet in ein Lernmodul zum Thema „Lernziele“ und steht als OER auf ORCA.nrw zur freien Verfügung.

 

Screenshot aus dem Legevideo

Screenshot aus dem Legevideo

 

ZIELSETZUNG

Das Legevideo wird vom SeLL einerseits in der hochschuldidaktischen Weiterbildung von Lehrenden eingesetzt, zum anderen auch in der Aus- und Fortbildung von Studierenden zu Tutorinnen und Tutoren. Ziel ist dabei, zum einen schnell und anschaulich einen umfassenden Überblick über alle wichtigen didaktischen Aspekte und zum anderen eine Vorlage für inhaltlich tiefere Auseinandersetzungen mit einzelnen Faktoren wie zum Beispiel den Lehrzielen oder den Rahmenbedingungen zu geben. Darüber hinaus können Lehrende selbst das Video natürlich in Vorbereitung auf ihre Lehrveranstaltung und zur anschließenden Reflexion nutzen.

 

ERSTELLERINNEN UND ERSTELLER

Das Quartett, das sich inhaltlich mit der Planung, Produktion und Veröffentlichung des Legevideos beschäftigt hat, kann auf geballtes Fachwissen zurückgreifen. Allein das SeLL hat mit dem Trio um Natalie Böddicker, Dr. Elisabeth Scherer sowie Peter Bernardi Expertise aus den Bereichen Hochschuldidaktik, OER sowie E-Learning, hinzu kam Hanna Hauch, die an der Philosophischen Fakultät der HHU unter anderem für die Themen Hochschuldidaktik und E-Learning zuständig ist. Unterstützt wurden die Vier auf technischer Seite durch Michaela Kyere (Multimedia und Lehr-/Lernsysteme) sowie Frank Herbort aus dem Medienlabor der HHU.

 

PERSÖNLICHE NUTZUNGSEMPFEHLUNG

Peter Bernardi (42): „Lehrende können für sich ganz persönlich entscheiden, auf welche Lernaspekte sie genau eingehen wollen und dafür das Video nutzen. Im Endeffekt kann man es vor, während und sogar zur Nachbereitung einer Veranstaltung einsetzen. Auch zur Vorbereitung auf Blended-Learning-Veranstaltungen ist das Video gut geeignet. Diese vielschichtigen Einsatzoptionen hatten wir schon länger im Kopf, deswegen wollten wir das Video unbedingt erstellen. Es ist aus unserer Sicht als eine Art Taschenmesser zu verstehen, das bildlich gesprochen sowohl einen Flaschenöffner als auch eine Säge bereitstellt. Wir wünschen uns dabei natürlich, dass alle Dimensionen zum Einsatz kommen. Auf jeden Fall möchten wir aber, dass das didaktische Sechseck die Eröffnung für ein gutes Gespräch darstellt. Und wenn sich Lehrende bei der Planung der eigenen Veranstaltung Gedanken über alle sechs Ecken gemacht haben, kann kaum noch etwas schiefgehen.“

 

Zum Material „Das didaktische Sechseck“

 

Vorschläge für einen „OER-Tipp des Monats“ nehmen wir gerne mit einer kurzen Begründung sowie der Nennung einer Ansprechperson samt Kontaktdaten unter redaktion@orca.nrw entgegen.

Prof. Michael Liebendörfer: „OER rechtfertigen den hohen Aufwand“

In dieser Rubrik beleuchten wir in regelmäßigen Abständen den Antrieb und die Motivation von OER-Erstellerinnen und Erstellern. Dazu ist in dieser Ausgabe Prof. Dr. Michael Liebendörfer von der Universität Paderborn zu Gast. Der Mathematiker beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Erstellung von Lernvideos für schulmathematische Inhalte und leitet in Paderborn das Projekt „studiVEMINTvideos“, das angehende Mathematik-Studierende beim Übergang von Schule zu Hochschule unterstützen soll.

 

Herr Prof. Liebendörfer, warum sollte man OER nutzen und bereitstellen?

Prof. Michael Liebendörfer: Wir fahren einen riesigen Aufwand, um digitale Medien zu erstellen. Anders als bei einem Buch, kann man zum Beispiel bei Lernvideos nicht einfach Tippfehler für die zweite Auflage korrigieren. OER sind die einzige Chance, den hohen Aufwand zu rechtfertigen. Wenn viele Leute die Medien nutzen können, sind sie Arbeitsaufwand wert.

 

Wann haben Sie persönlich schon von OER profitiert?

Liebendörfer: Ich habe vor allem mit kleinen Einheiten gute Erfahrungen gemacht, die man gut in die eigene Lehre integrieren kann. In meinen Stochastik-Vorlesungen brauche ich zum Beispiel Visualisierungen, am besten statische und dynamische. Für beides bediene ich mich sehr gern bei OER-Materialien. Wenn man dann dabei ist, kommt man schnell auf kompliziertere Dinge wie Simulationen mit veränderbaren Parametern und integrierter Visualisierung. Da habe ich viel in meine Vorlesungen integriert, was ich selbst nicht einfach erstellen könnte.

 

Welches OER-Material ist Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben?

Liebendörfer: Als Mathematiker mag ich GeoGebra-Applets sehr. Man kann auch relativ komplizierte Zusammenhänge oder Beweisideen visualisieren. Mit ein oder zwei Schieberegler können Studierende dann diese Zusammenhänge selbst erkunden. Solche Applets können einen Zugang zu einem mathematischen Thema herstellen, bevor man sich mit Schreibweisen und Definitionen beschäftigt. Das hilft beim Verstehen sehr. Wir haben deshalb in unserem studiVEMINT-Material viele GeoGebra-Applets integriert.

 

Was wünschen Sie sich, wenn Sie Material veröffentlichen?

Liebendörfer: Ich will, dass Studierende – egal ob noch vor Beginn des ersten Semesters oder später – noch einmal auf die Schulmathematik schauen können und möglichst viele Zusammenhänge sehen. Es gibt bereits viele Lernvideos im Netz, die aus dem Schulstoff vor allem die Rechenverfahren herausgreifen. Wir wollen in studiVEMINTvideos deutlich machen, dass sich Mathematik immer begründen lässt. Wer die zentralen Ideen hinter den Konzepten versteht, kann sich alles leichter merken, es leichter anwenden und erkennt auch die Grenzen von Aussagen und Verfahren. Außerdem macht Mathematik viel mehr Spaß, wenn man Aha-Momente erlebt.

 

Auf LinkedIn präsentiert Prof. Dr. Michael Liebendörfer seine „3 Gründe für OER“.

4/2023: Besondere Atmosphäre beim University:Future Festival

Im April war wieder einiges los rund ums Landesportal. Im Fokus stand nicht nur die große ORCA.nrw-Präsenzbühne beim University:Future Festival, sondern unter anderem auch die Veröffentlichung des Thesenpapiers auf Basis der Ergebnisse der ersten ORCA.nrw-Tagung. Was sonst noch im vergangenen Monat passiert ist und alle wichtigen Terminankündigungen, lesen Sie wie gewohnt in „Neues aus der Geschäftsstelle“.

 

Ein Highlight: die ORCA.nrw-Bühne beim U:FF

Es war ein besonderer Tag mit ganz besonderer Atmosphäre: Über 100 Gäste kamen nach Bochum, um im Atrium des altehrwürdigen O-Werks, eine Etage über den Büroräumen des Landesportals, das University:Future Festival 2023 zu besuchen. ORCA.nrw stellte als Partner des deutschlandweit renommierten Events eine Bühne und begrüßte 20 Speakerinnen und Speaker, die unter dem Motto „Openness & Vision“ über die Zukunft der Hochschulbildung referierten. Neben den 100 Teilnehmern vor Ort waren über 600 Personen digital dabei. PD Dr. Markus Deimann, Geschäftsführer von ORCA.nrw und Moderator des U:FF, zeigte sich zufrieden: „Wir freuen uns sehr, dass das Festival so großen Anklang gefunden hat und so viele Menschen zu uns nach Bochum gekommen sind.“

 

Lehre verbindet NRW: neue Termine

Die gemeinsame Veranstaltungsreihe von HD@DH.nrw und ORCA.nrw geht in die nächste Runde: Vom 11. Mai an stehen vier neue Termine der beliebten Serie „Lehre verbindet NRW“ an. Die HD@DH.nrw organisiert die Veranstaltungen „Mit Lese-Rechtschreib-Störung durchs Studium“ und „Einsatz von Lernportfolios zur Reflexion des Lernfortschritts“. ORCA.nrw lädt das Projekt KI:edu.nrw sowie das Kompetenzzentrum barrierefreiheit.nrw ein. Alle Termininformationen sowie Anmeldemöglichkeiten finden Sie hier.

 

108 Thesen zur Bedeutung von OER und digitalen Kompetenzen

Nach der erfolgreichen ORCA.nrw-Tagung 2022 haben die Veranstalter – der Stifterverband und das Landesportal – die Ergebnisse aus zahlreichen Workshops, Talks und Sprint-Sessions aufgearbeitet und in einem Thesenpapier zusammengefasst. Die Kernthese ist, dass der Digitalisierungsschub infolge der Covid-19-Pandemie den Alltag der Studierenden und Lehrenden stark verändert habe. Darauf aufbauend wurden 108 Thesen zur Bedeutung digitaler Kompetenzen und OER verfasst, die im April veröffentlicht wurden und hier einsehbar sind.

 

ORCA-Themenwelt: Einladung zur Online-Diskussionsrunde

In der Geschäftsstelle des Landesportals wird aktuell die ORCA.nrw-Themenwelt „Digitale Kompetenzen“ fertiggestellt. Ziel ist es, eine sinnvolle Plattform zur optimalen Nachnutzung von Lehr-/Lernmaterialien aus geförderten Projekten sicherzustellen. Dafür wird auf Daten aus über 300 in Nordrhein-Westfalen geförderten Projekten zurückgegriffen. Im nächsten Schritt sollen auch das Feedback und die Ideen der Material-Erstellerinnen und -Ersteller berücksichtigt werden. Dafür veranstaltet das Themenwelt-Team von ORCA.nrw eine Online-Diskussionsreihe. Der erste Termin ist am 10. Mai um 11 Uhr, weitere Termine werden zeitnah bekanntgegeben. Wer Interesse an einer Teilnahme hat, muss sich lediglich formlos bei events@orca.nrw anmelden.

 

Infoveranstaltung für OERContent.nrw-Projekte

OERContent.nrw ist die bundesweit größte Förderlinie für offene Bildungsressourcen. In der zweiten Förderrunde werden insgesamt 18 Projekte gefördert, im April haben sich die Mitglieder zahlreicher Projekte bei einer virtuellen Infoveranstaltung mit der Geschäftsstelle von ORCA.nrw getroffen. Dabei standen unter anderem Geschäftsführer Markus Deimann, die Netzwerkstellen sowie das Content-Management- und das IT-Team von ORCA.nrw als Ansprechpersonen zur Verfügung. Nach der Fertigstellung der OERContent.nrw-Projekte werden die Materialien allesamt auf ORCA.nrw abrufbar sein.

 

Markus Deimann zu Gast bei MMKH-Fachtagung

Das Multimediakontor Hamburg und Twillo veranstalten am 10. Mai zusammen mit dem Kooperationsnetzwerk KNOER eine Online-Fachtagung zum Thema „Awareness und Anreizinstrumente für OER“, und PD Dr. Markus Deimann ist mit dabei. Der Geschäftsführer von ORCA.nrw und KNOER-Vorsitzende spricht im Rahmen des Programmpunkts „Unterschiedliche Aspekte von Awareness-Maßnahmen“ zwischen 11 und 12.10 Uhr zusammen mit Dr. Konrad Faber vom Virtuellen Campus Rheinland-Pfalz über die Erfahrungen und Chancen mit KNOER. Alle Informationen zum Event und zur Anmeldung finden Sie hier.

 

Neues Format: „Warum OER?“

Im Blog von ORCA.nrw gibt es ein weiteres neues Format. In „Warum OER? – Vier Fragen an…“ erklären künftig regelmäßig Erstellerinnen und Ersteller von Open Educational Resources ihre Begeisterung für OER und ihre Beweggründe, Materialien mit anderen zu teilen. Den Anfang hat Matthias Kostrzewa, Digitalisierungsbeauftragter der PSE Bochum gemacht. Für ihn sei der Schneeballeffekt am schönsten, verrät er. „Wenn also jemand nicht nur gefunden hat, wonach er sucht, sondern weitere Materialien findet, an die er vorher gar nicht gedacht hat.“ Dann sei OER ein Türöffner in eine neue Themenwelt. Aber lesen Sie selbst.

 

Neues von der RiS

Einmal im Monat veröffentlicht die Rechtsinformationsstelle der DH.NRW eine Zusammenfassung der relevanten Neuigkeiten aus der rechtswissenschaftlichen Fachliteratur zum Thema Digitalisierung der Hochschulen in Nordrhein-Westfalen. In der lesenswerten Kurz-Review geht es dieses Mal unter anderem um die Frage, ob Schulunterricht per Video unter die DSGVO fällt. Neben Wissenswertem aus den Bereichen Urheberrecht und Prüfungs- und Hochschulrecht beinhaltet die Zusammenfassung auch Neues zum Thema Datenschutzrecht.

ORCA.nrw-Bühne ein voller Erfolg

Wo früher die Kohle gefördert und die Autos vom Band liefen, wird heute über die Zukunft der Bildung gefachsimpelt. Im altehrwürdigen O-Werk in Bochum, dem großen unter Denkmalschutz stehenden Backsteingebäude, an dessen Stelle vor über 50 Jahren die Kumpel auf der Zeche Dannenbaum malochten und das danach jahrzehntelang Hauptsitz des Automobilherstellers Opel war, fand am Donnerstag eine von drei Bühnen beim deutschlandweiten University:Future Festival statt. Veranstaltet wurde das Event von ORCA.nrw, dem Landesportal für Studium und Lehre, das seinen Geschäftssitz im O-Werk hat.

 

Das renommierte University:Future Festival gilt als deutschlandweit größtes Austausch-Event zur Zukunft der Hochschullehre. An drei Tagen strömten auch in diesem Jahr die Besucherinnen und Besucher in die digitalen Veranstaltungs-Räume und zu den drei Präsenzbühnen in Berlin, Heilbronn und Bochum. Die ORCA.nrw-Stage im Atrium des O-Werks, eine Etage über den Geschäftsräumen des Landesportals, wurde von ORCA.nrw-Geschäftsführer Markus Deimann moderiert und bot den gut 100 Anwesenden über zehn Stunden ein sehens- und hörenswertes Programm.

 

Zehn Stunden Programm

Lisa Nagel und Isa Freese
Dr. Klaus Wannemacher bei seinem Vortrag | © RUB, Marquard

In den insgesamt elf Sessions mit 19 Speakerinnen und Speakern stand dabei das Bühnenmotto „Openness & Vision“ im Fokus. Im Vormittagsblock stellte unter anderem Dr. Klaus Wannemacher vom HIS-Institut für Hochschulentwicklung aus Hannover seine aktuelle Studie zum Thema „Offene Bildungsstruktur“ vor, im Anschluss gaben Markus Deimann und Dr. Konrad Faber (Geschäftsführer Virtueller Campus Rheinland-Pfalz) als Vorsitzende des Kooperationsnetzwerks OER (KNOER) einen Einblick in ihre länderübergreifende Arbeit.

Nach der Mittagspause mit stilechter Currywurst warteten dann weitere interessante Beiträge der Speakerinnen auf die Gäste. Doch nicht nur vor Ort fanden die Vorträge großen Anklang, insgesamt verfolgten über 600 Teilnehmer die Inhalte der ORCA.nrw-Bühne digital. Entsprechend begeistert zeigte sich auch Markus Deimann: „Wir freuen uns sehr, dass das Festival so großen Anklang gefunden hat und so viele Menschen zu uns nach Bochum gekommen sind. Dass es an diesem historischen Ort jetzt um das Zukunftsthema Bildung geht, ist eine schöne Geschichte, die gerade erst begonnen hat.“

 

Bürgermeisterin Schäfer eröffnet

Lisa Nagel und Isa Freese
Bürgermeisterin Gaby Schäfer (re.) mit PD Dr. Markus Deimann | © RUB, Marquard

Eröffnet wurde die Bühne offiziell durch Bochums Bürgermeisterin Gaby Schäfer, die sich beeindruckt zeigte, dass auf dem einst durch Bergbau und Industrie geprägten Gelände nun das Thema Wissen im Vordergrund steht. Entsprechend sagte sie zu den Anwesenden: „Wissen, Wandel und Wir-Gefühl – Das beschreibt, wie wir hier denken und fühlen. Deswegen sind Sie mit dem Festival und dem Landesportal ORCA.nrw hier in Bochum an der richtigen Stelle.“

Den krönenden Abschluss lieferten dann die Netzwerkstellen von ORCA.nrw mit dem letzten offiziellen Programmpunkt. Beim interaktiven Quiz „Wer wird MillionOER?“ wurde das Wissen zu Open Educational Resources (OER) auf sehr kreative und interaktive Weise auf die Probe gestellt. Es war ein gelungener Ausklang eines gelungenen Tages.

APRIL ’23: Fake News im Internet entlarven

Regelmäßig stellen wir in unserer neuen Rubrik „OER-Tipp des Monats“ die Geschichte und Personen hinter einer offenen Bildungsressource vor. Wir wollen damit offene Bildung und die Motivation dafür sichtbar machen. Im April 2023 geht es um das Modul „Fake News im Internet entlarven“, das während der Corona-Pandemie auf ganz besondere Art und Weise entstanden ist.

 

DAS MATERIAL

Das Lernmodul „Fake News im Internet entlarven“ bietet auf kurzweilige Art einen übersichtlichen Einstieg ins Thema Fake News. Nutzer starten mit einem Quiz, in dem sie den Wahrheitsgehalt von realen Beiträgen im Internet beurteilen sollen. Nach der Auflösung lernen sie die Unterschiede zwischen Fehlinformationen, Desinformationen und Fake News kennen und wenden dann etablierte Methoden zur Identifizierung von Fake News an. Am Ende steht ein Abschlussquiz.

 

DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE

Die Grundidee entstand durch Dr. Alexandra Habicher und Susanne Kurz von der Universität zu Köln. Im Rahmen ihres Tandem-Fellowships („digiFellows“) konzipierten sie Inhalte für ein „IT-Zertifikat“ als Schlüsselqualifikation für Studierende. Ein Kurs dabei war „Digitale Lehre“. In diesem Seminar sollten Lehramtsstudierende interaktive und zugleich multimediale Lernmodule selbst entwickeln. Das Besondere: Das Thema durften sie sich – sofern es in den Rahmen des Kurses passte – selbst aussuchen. So entstand „Fake News im Internet entlarven“. Der Kurs durchlief danach alle OER-Checks und wurde nach erfolgreicher Prüfung von digiLL, dem Universitätsverbund für digitales Lehren und Lernen in der Lehrer/-innenbildung, veröffentlicht.

 

ZIELSETZUNG

Wie bei allen digiLL-Modulen liegt der inhaltliche Fokus des Materials auf der Lehrerinnen- und Lehrerbildung. Studierende und Lehrende, die sich in kurzer Zeit einen ersten Überblick über das Thema Fake News verschaffen wollen, sind beim Kurs genau richtig und können ihn individuell in ihr Lernen oder Lehren einbauen.

 

ERSTELLERINNEN UND ERSTELLER

Den Kurs „Digitale Lehre“, in dem unter anderem das Modul „Fake News im Internet entlarven“ entstanden ist, leitete Matthias Kostrzewa (30). Der Digitalisierungsbeauftragte der Professional School of Education in Bochum und selbst Mitglied bei digiLL, hatte im Wintersemester 2020/21 dazu einen externen Lehrauftrag an der Universität zu Köln. Von ihm stammt die Idee, seine Studierenden in Dreier- bis Fünfergruppen OER-Materialien bauen zu lassen. In der Corona-Zeit fungierten sie gleichzeitig als Prüfungsleistung. Von den insgesamt über 30 Studierenden entstanden so sieben Module, von denen drei am Ende die OER-Kriterien erfüllten und veröffentlicht wurden. An „Fake News im Internet entlarven“ arbeiteten vier Studierende, die sich dazu entschlossen haben, namentlich nicht genannt zu werden, weshalb als Urheber offiziell „Studierendengruppe im IT-Zertifikat“ angegeben wird.

 

Lisa Nagel und Isa Freese

Matthias Kostrzewa | CC BY 4.0, Stefanie Schön

 

PERSÖNLICHE NUTZUNGSEMPFEHLUNG

Matthias Kostrzewa: „Zunächst mal vorweg: Die Aufgabe, in einem Seminar OER erstellen zu lassen, hat unglaublichen Wert. Die Studierenden müssen sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen, damit es didaktisch funktioniert, und mit dem Urheberrecht, damit das Material später veröffentlicht werden kann. Die Studierenden fanden es super, dass ihre Arbeit nicht in der Schublade des Dozierenden verschwunden ist, sondern sichtbar und damit relevant wurde. Vom Material erhoffe ich mir natürlich, dass es vielseitig in den Lehramtsstudiengängen eingesetzt wird. In der Kunst wird zum Beispiel das Erstellen von Bildern durch Künstliche Intelligenz mehr und mehr Thema, da spielen Fake News natürlich eine immer größere Rolle. Das gilt genauso für die jüngste amerikanische Geschichte, die beispielsweise im Englischunterricht Thema sein kann. Es gibt also unzählige Anwendungsmöglichkeiten.“

 

Zum Material „Fake News im Internet entlarven“

 

Vorschläge für einen „OER-Tipp des Monats“ nehmen wir gerne mit einer kurzen Begründung sowie der Nennung einer Ansprechperson samt Kontaktdaten unter redaktion@orca.nrw entgegen.

108 Thesen zur Bedeutung von OER und digitalen Kompetenzen

Über 200 Personen haben Ende November an der ersten ORCA.nrw-Tagung teilgenommen und über die digitale Transformation der Hochschullehre diskutiert und gefachsimpelt. Die Ergebnisse und Fragestellungen aus zahlreichen Workshops, Talks und Sprint-Sessions sowie der abschließenden Podiumsdiskussion haben die Veranstalter – der Stifterverband und das Landesportal ORCA.nrw – in den vergangenen Wochen aufgearbeitet und zusammengefasst. Dieses Thesenpapier ist nun veröffentlicht worden.

 

Hier geht’s zum Thesenpapier.

 

Die Kernthese bei der Tagung war, dass der Digitalisierungsschub infolge der Covid-19-Pandemie sowohl den Alltag der Studierenden als auch der Lehrenden stark verändert habe. Darauf aufbauend wurden im Thesenpapier 17 Leitaussagen erstellt, auf die sich insgesamt 108 Thesen zur Bedeutung digitaler Kompetenzen und offener Bildungsressourcen (OER) in der Hochschullehre verteilen.

Bianca Geurden: „Lehrende haben Schätze, die sichtbar werden sollten“

37 Hochschulen in Nordrhein-Westfalen tragen das Landesportal ORCA.nrw. An ihnen steht Lehrenden und Studierenden, die sich mit offenen Bildungsressourcen (OER) auseinandersetzen, eine Netzwerkstelle als Ansprechperson Nummer eins zur Seite. Bianca Geurden ist eine von ihnen. Seit über zwei Jahren forciert die 31-Jährige an der Universität Siegen die Kultur des Teilens und bringt sich mit eigenen Ideen ins Netzwerk ein. So hat Geurden unter anderem das OER-Feedbackrad entwickelt. Was es damit auf sich hat, warum sie sich bei ihrer Arbeit als Entdeckerin sieht und welche interessante Vorab-Info sie über eine neue OER-Studie des Netzwerks verraten kann, lesen Sie in der zweiten Ausgabe des Netzwerkstellen-Porträt.

 

Bianca Geurden, Sie sind von Ihrem Netzwerkstellen-Kollegen Frank Homp nominiert worden, der von Ihnen gerne wissen würde: Welchen abstrakten Begriff möchten Sie Ihrem bald zur Welt kommenden Nachwuchs als erstes erklären?

Geurden: (schmunzelt) Das ist so spontan gar nicht einfach zu sagen, aber mir fällt direkt „Danke sagen“ und das Wort „Dankbarkeit“ ein. Man sagt ja im Alltag sehr selbstverständlich „Danke“, aber zu verstehen, dass es sich dabei nicht nur um eine schlichte Reaktion auf den anderen handelt, sondern warum es einem in dieser Situation über die Lippen kommt und was Dankbarkeit im Kern bedeutet, würde ich gerne versuchen zu erklären.

Sie haben Kommunikationswissenschaften und Germanistik studiert. Gehen wir recht in der Annahme, dass das Studium eine gute Vorbereitung auf Ihren heutigen Job als Netzwerkstelle ORCA.nrw war? Kommunikation spielt doch sicher eine große Rolle.

Geurden: Sie ist auf jeden Fall die Basis für unseren Beruf – ohne Kommunikation mit den Lehrpersonen, der Geschäftsstelle von ORCA.nrw und den Kolleg*innen aus dem Netzwerk geht fast nichts. Meine Devise ist dabei: Lieber einmal mehr kommunizieren als zu wenig, dann entstehen viele Probleme erst gar nicht.

Welche Aufgaben fallen noch in Ihren Verantwortungsbereich?

Geurden: Mein Arbeitstag bietet sehr bunte Themenfelder, und genau das ist spannend. Vor allem geht’s natürlich um die Förderung von OER und die Frage: „Wie kann das Thema in den Hochschulen etabliert werden?“ Wir haben hier an der Uni Siegen ein OER-Serviceteam, das Beratung und Hilfestellung bei der Produktion und Nutzung von frei lizenzierten Materialien anbietet. Darüber hinaus bin ich auch in die Auswahl und Begleitung von OER-Förderprojekten involviert und schaue, wo und wie ich das Thema Openness sonst noch vorantreiben kann.

Mit welchen Bezugsgruppen haben Sie dabei am meisten zu tun?

Geurden: Das ist eine lange Liste, an deren Anfang sicher die Lehrenden stehen, denen ich bei ihren Anliegen rund um freie Bildungsmaterialien sowie ORCA.nrw mit Rat und Tat zur Seite stehe. Dann gibt’s einige hochschulinterne Gruppen wie zum Beispiel Multiplikator*innen aus der Digitalen Lehre, die Medientechnik im Kontext der Produktion von OER-Inhalten, die Bibliothek beim Thema Openness, das Justiziariat für Fragen zum Datenschutz oder bei strategischen Entscheidungen das Prorektorat Bildung.

Sie sind seit über zwei Jahren als Netzwerkstelle tätig: Welche Frage zu ORCA.nrw haben Sie am häufigsten gehört?

Geurden: Schwierig zu sagen, da ich viele unterschiedliche inhaltliche Fragen gestellt bekomme. Aber am ehesten ist es: „Warum sollte ich mir den Aufwand machen, mein Material als OER zu veröffentlichen?“

Und was antworten Sie dann?

Geurden: Das kommt ganz auf die jeweilige Person an, da die Werte und Erfolge, die mit der Veröffentlichung und dem Teilen von OER einhergehen, ganz individuell gewichtet werden. Für die einen besteht der Anreiz darin, mehr Sichtbarkeit für die eigene Arbeit und die eigenen Kompetenzen zu erlangen, für andere ist das Gefühl ausschlaggebend, etwas Nützliches und Sinnstiftendes zu tun.

Was macht das Netzwerk Landesportal ORCA.nrw so einzigartig?

Geurden: Ich sage aus tiefster Überzeugung: die unfassbar große Schwarmintelligenz. Das ermöglicht es uns, unterschiedlichste Aspekte von OER mitzudenken und in vielen Punkten auch initial aufzudecken. Darüber hinaus können wir Lehrende verschiedener Hochschulen sehr gut miteinander verknüpfen und dadurch Kommunikationswege beschleunigen. Man könnte auch sagen: Wir kennen meist jemanden, der jemanden kennt, der weiterhelfen kann.

Bei welcher Frage konnte das Netzwerk Ihnen zuletzt weiterhelfen?

Geurden: Ganz oft bei der einfachen Frage: „Wie siehst du das?“ Und im Speziellen vor allem bei Fragen zum Thema Urheberrecht. Gerade da macht es Sinn, sich abzusichern, und da helfen die Antworten meiner Kolleg*innen immer weiter.

Ihre Kolleginnen und Kollegen im Netzwerk haben Ihren besonderen Einsatz hervorgehoben. Und es stimmt: Sie sind zum Beispiel zusätzlich zu Ihren eigentlichen Aufgaben in vielen Arbeitsgruppen aktiv. Woher kommt Ihre Leidenschaft für das Thema OER?

Geurden: Ich bin mir sicher, dass jede und jeder von uns den Grundgedanken von OER auch im Alltag weiterträgt: Bildung für möglichst viele Menschen zugänglich zu machen. Dafür gehe ich gerne auf Schatzsuche. Ich möchte Lehrenden bewusst machen, dass sie Schätze beherbergen, die sie für alle sichtbar machen können. Da sehe ich mich auch ein Stück weit als Entdeckerin. Was mich ansonsten antreibt, ist das Erleben von Aha-Effekten, wenn der Moment gekommen ist, da OER-Erstellende für sich einen Sinn in OER entdecken und dann bei der Produktion von Lehrmaterialien das spätere Teilen mitdenken.

In der AG Kultur des Teilens haben Sie unter Lehrenden eine Umfrage gestartet, um herauszufinden, wie OER in der Praxis genutzt wird. Können Sie uns schon einen kleinen Einblick in die Ergebnisse geben?

Geurden: Ziel der AG ist es, den Kulturwandel zu mehr Offenheit an den Hochschulen voranzutreiben. Mit der Erhebung wollen wir mehr Klarheit schaffen, welche Motive es für oder gegen die Nutzung, Produktion und Veröffentlichung von OER unter Lehrenden gibt. Die Ergebnisse stehen kurz vor der Veröffentlichung und sollen später dazu beitragen, die Unterstützungsangebote an den Hochschulen noch besser auf die Bedürfnisse der Lehrenden zuzuschneiden. Nur so viel vorab: Wir haben unter anderem eine starke positive Grundhaltung zum nachhaltigen Teilen als Motivationsfaktor für die Produktion und Veröffentlichung von OER festgestellt.

Was genau ist das OER-Feedbackrad, das Sie entwickelt haben?

Geurden: Die Methode des Feedbackrads oder der Feedback-Zielscheibe als solche ist keine neue, sondern dient in vielen Bereichen dazu, Erwartungen abzugleichen und Evaluationen vorzunehmen. Mit dem OER-Feedbackrad können Lehrende sich gegenseitig zu einer erstellten Ressource Rückmeldung geben. Es gibt verschiedene Bewertungskategorien auf der Zielscheibe, die von eins bis fünf bewertet werden können – eins entspricht dabei dem OER-Goldstandard.

Und fünf?

Geurden: Bei einer Fünf würden Nutzende erhebliche Schwierigkeiten sehen oder das Material als nicht OER-fähig einstufen.

Können Sie uns auch noch erklären, was die OER-Cupcake-Regel ist?

Geurden: (lacht) Natürlich! Sie beschreibt auf bildlicher Ebene, wie man OER-Materialien remixen kann. Die Gesamtlizenz orientiert sich dann am restriktivsten Einzelmaterial. Im Bild des Cupcakes erklärt: Der Sahneaufguss, der Kuchen und das Papier sind die einzelnen OER-Materialen, die allesamt unterschiedliche Lizenzen haben können. Wenn die Sahne also zum Beispiel CC-BY SA ist, ist der gesamte Cupcake mit CC-BY SA zu lizenzieren.

Zum Ende dürfen wir Danke sagen fürs Gespräch – aber nicht ohne Sie zu fragen, wer in der nächsten Ausgabe des Formats dabei sein soll und welche Frage Sie für sie oder ihn haben?

Geurden: Ich freue mich, meinen Kollegen Robin Schütgens von der Folkwang Universität der Künste zu benennen. Ich habe mich schon oft gefragt: Stellst Du als Netzwerkstelle fest, dass es an Kunst- und Musikhochschulen eine eigene oder erweiterte OER-Strategie gegenüber Fachhochschulen und Universitäten braucht? Und gibt es sogar Sichtweisen aus diesen Fachbereichen, die OER anders, vielleicht sogar kreativer, beleuchten?